Systemisches Denken und Handeln


Die systemische Therapie hat sich mittlerweile in vielen Anwendungsfeldern wie Psychotherapie, Sozialarbeit, Psychiatrie, Pädagogik und Organisationsberatung bewährt. Der Ursprung des Verfahrens liegt in der Familientherapie. Angewandt auf die Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien, Gruppen und Organisationen beschäftigen sich systemische Verfahren mit Interaktions- und Beziehungsmustern, mit individuellen oder familiären Sichtweisen und Bewertungen, die das Denken, Fühlen und Handeln bestimmen. In Deutschland gilt Helm Stierlin als richtungsweisend für die Entwicklung der Familien- und systemischen Therapie.

Für systemisches Denken und Handeln ist von Interesse, wie Systeme aufgebaut sind, nach welchen Regeln sie sich organisieren und verhalten und welche Wechselwirkungsprozesse in ihnen ablaufen. Für die praktische und theoretische Weiterentwicklung waren neben dem Wissen der Familientherapie auch Anstöße aus der Kommunikationstheorie, der Biologie und der konstruktivistisch orientierten Psychologie von entscheidender Bedeutung.

In der Anwendung nimmt die systemische Therapie Abstand von einem herkömmlichen Pathologie- und Problemdenken, das sich oft stark auf „Störungen“ des Individuums bezieht. Vielmehr legt sie ihren Schwerpunkt darauf, den Zusammenhang, die Wechselwirkungen und die Muster von problematischen Weisen des Denkens, Handelns und Fühlens herauszuarbeiten. Probleme werden aufgefasst als Interaktionsphänomene des Einzelnen mit anderen oder auch mit sich selbst, die nicht einfach „gestört“ sind, sondern auch oft einen Sinn haben, den es zu würdigen und nicht zu pathologisieren gilt. Letztendlich stehen Neugier und eine Haltung des Fragens im Mittelpunkt systemischen Handelns, sie sind die Grundlage dafür, dass die Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten der Beteiligten erweitert und vorhandene Ressourcen genutzt werden können.